Hidradenitis Suppurativa (HS) / Akne inversa

Was ist HS?

Die Hidradenitis suppurativa (HS), auch Acne inversa (AI) ist eine Erkrankung das durch einen chronischen Verlauf mit immer wieder aufflammenden, sehr schmerzhaften Entzündungen und Abszessen in Achsel-, Inguinal-, Submammär und Perianal-Regionen gekennzeichnet. Die Inzidenz beträgt 1-2% in westlichen Ländern. Männer und Frauen sind mit einer 1:4 Verteilung von der Erkrankung betroffen. Ein Beginn vor der Pubertät und nach der Menopause wird nur in Ausnahmefällen beschrieben. Die höchste Inzidenz wurde bei Frauen zwischen 20 und 29 Jahren festgestellt
Ähnlich wie bei der Akne vulgaris ist eine Hyperkeratose der Haarfollikelöffnungen immer bei HS nachweisbar. Der daraus entstehende Komedo rupturiert nach Superinfektion und löst eine starke Bindegewebsreaktion aus. Es kommt nach und nach zur Ausbildung von Knoten und Fistelgängen sowie nachfolgender Fibrose. In welcher Weise Rauchen und Übergewicht auf dieses Geschehen Einfluss haben, ist noch immer nicht vollständig geklärt. Auch Hormone werden immer wieder als wichtige Faktoren der Pathogenese beschrieben. Bei Frauen kann eine prä-menstruelle Verschlechterung der HS ebenso festgestellt werden sowie eine Verbesserung in der Schwangerschaft. Genetische Faktoren spielen auch eine wichtige Rolle.

Die HS beginnt mit schmerzhaften, subkutanen Knoten mit wechselndem Ausmaß der Entzündung. Oftmals entleeren sich Eiter und Blut. Im Verlauf können einzelne Knoten zu größeren Arealen konfluieren. Oftmals bilden sich fuchsbauartige subkutane Gänge, die nicht selten kontinuierlich eitriges Material absondern. Dies ist eine große psychische und hygienische Belastung für die Patienten, die sich nicht selten zunehmend sozial isolieren. Im weiteren Verlauf können die betroffenen Areale fibrosieren, und es kann zu Bewegungseinschränkungen aufgrund von Narbenkontrakturen kommen.

Für die Klassifikation des Schweregrads der Erkrankung steht einerseits die statische Einteilung in die Stadien I – III nach Hurley zur Verfügung. Über 90% die Patienten befinden sich in einem Hurley Stadium I – II.

Hurley Stadium I: Einzelne Abszesse, keine Fistelgänge und Vernarbungen.
Hurley Stadium II: Ein oder mehrere weit auseinander liegende Abszesse mit Fistelgängen und Narbenbildung.
Hurley Stadium III: Flächiger Befall mit Abszessen, Fistelgängen und Narbenzügen.


Die Diagnose von HS kann mitunter schwierig sein, sodass es bei vielen Betroffenen zu einer starken Verzögerung der Diagnose und Behandlung kommt. Oft wird die Erkrankung mit gewöhnlichen Abszessen oder einer Follikulitis verwechselt, daher vergehen im Schnitt sieben Jahre, bis Betroffene die richtige Diagnose erhalten.

HS als Systemerkrankung

Werden Begleiterkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt, können dauerhafte Schäden meist verhindert werden. Für Betroffene ist es daher wichtig zu wissen, welche Erkrankungen in Verbindung mit einer HS auftreten und welche Anzeichen darauf hindeuten können. Die Entzündungen bei HS können nicht nur die Haut, sondern den ganzen Körper betreffen. Daher kann es im Zusammenhang mit der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung zu verschiedenen Begleiterkrankungen kommen. Häufig gehen diese, wie die Grunderkrankung selbst, von einer Fehlregulierung des Immunsystems aus. Diese führt dazu, dass Entzündungen nicht abklingen, sondern dauerhaft bestehen bleiben und sich weiter im Körper ausbreiten können. Eine häufige Komorbidität bei HS ist unter anderem die axiale Spondyloarthritis. Dabei handelt es sich um Entzündungen der Wirbelsäule und des Kreuz-Darmbein-Gelenks. Diese gehen oftmals mit Rückenschmerzen im unteren Teil der Wirbelsäule einher, die bis in das Gesäß und die Oberschenkel ausstrahlen können. Darüber hinaus können auch weitere Gelenke von Entzündungen betroffen sein. Dann spricht man von einer rheumatoiden Arthritis. Anzeichen dafür können geschwollene, schmerzende oder steife Gelenke sein. Krampfartige Bauchschmerzen und anhaltende Durchfälle können auf die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn hindeuten, die ebenfalls als Komorbidität bei HS auftreten kann.

Bei Menschen mit HS kommt es außerdem häufiger zu einem metabolischen Syndrom. Als solches bezeichnet man das Zusammentreffen verschiedener Stoffwechselstörungen wie Adipositas (Fettleibigkeit), Zucker- und Fettstoffwechselstörungen sowie Bluthochdruck. Auch die schwere gewöhnliche Akne vulgaris kann eine Komorbidität bei HS. Die beiden Erkrankungen treten zwar selten gleichzeitig auf, können aber leicht miteinander verwechselt werden. Als weitere Begleiterkrankung kann es im Zusammenhang mit HS zu einer Depression kommen. Die langfristigen Hautveränderungen der HS können außerdem das Hautkrebsrisiko erhöhen. Deswegen ist es wichtig, dass die Patienten frühzeitig einen Arzt aufsuchen und ihn auch auf andere Symptome hinweisen.